Vermessung
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Die Vermessung des Bodensees – Projekt „Tiefenschärfe“

Vermessung-Bodensee-Laserscanning

Frank Steinbacher ist mit seiner Innsbrucker Firma Airborne HydroMapping GmbH (AHM) Teil des grenzübergreifenden Projekts „Tiefenschärfe – hochauflösende Vermessung Bodensee“. Mit hochmoderner, digitaler Technik wurde der See, der mit 536 km2 immerhin der drittgrößte in Mitteleuropa ist,  neu vermessen – und zwar mit einer 1000-fach höheren Auflösung als bei der letzten Vermessung 1990.

Vermessung zu Wasser und aus der Luft

Gleich zwei neue Technologien kamen dabei zum Einsatz: Zum einen ein hochmodernes Fächerecholot, bei dem von einem Schiff aus gleichzeitig 400 Sonarstrahlen den Seegrund abtasten und zum anderen das airborne hydromapping, ein topobathymetrisches Laserscanning-Verfahren. Es gilt als technische Revolution für die umfassende Überwachung von flachen Gewässern. Mit Hilfe dieser neuen Messtechnik ist man zum ersten Mal in der Lage flächendeckend Gewässer aus der Luft zu vermessen in einer sehr hohen räumlichen und geometrischen Auflösung. Ein grüner Laserstrahl an Bord eines Messflugzeugs scannt den Boden und die Flachwasserzonen bis 8 m Tiefe ab. Pro Sekunde werden ca. 500.000 Messimpulse erzeugt. Auch die angrenzenden Uferlinien und der Vorlandbereich mit Gebäuden und Vegetation wurden erfasst. Gleichzeitig wurden mit einer Wärmebildkamera selbst geringfügige Temperaturunterschiede im Gewässer und am Ufer dokumentiert.
Die Befliegung selbst hat nur wenige Tage gedauert. Jetzt  wird an der Klassifizierung, Aufbereitung und Verschneidung der enormen Datenmenge gearbeitet, die dann mit den Ergebnissen der Echolotaufnahmen zusammengeführt wird. Ziel ist die Erstellung eines detailgenauen 3D Modells des Bodenseebeckens, das bis Mitte 2015 vorliegen soll.

Mit der Neuvermessung gewann man viele neue Erkenntnisse: Es gibt Methanvorkommen im Seegrund, Unterwasserquellen, Löcher und geologische Bruchzonen. Auch nicht-geologische Funde wie Schiffswracks und Flugzeugwrackteile kamen ans Licht.

Die Daten geben einen tiefen Einblick in alle mit dem Seeboden verbundenen Prozesse und ermöglichen so wesentliche Fortschritte für einen modernen Gewässerschutz. Die Daten dienen auch der Beurteilung und Planung wasserbaulicher Maßnahmen. Auch für Archäologie, Natur- und Denkmalschutz sowie Schifffahrt und Touristik ist eine genaue Kenntnis des Gewässerbodens von hoher Bedeutung. Zudem können Erkenntnisse auf dem Gebiet der Gefahrenabschätzung erlangt werden, etwa, was die Ausbreitung von Schadstoffen angeht.

Das Forschungsprojekt im Auftrag der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee soll 612.000 Euro kosten und wird fast zur Hälfte vom  Interreg-IV-Programm der EU finanziert. Die Vermessungsbehörden von Baden-Württemberg, Bayern, Österreich und der Schweiz arbeiten dafür eng zusammen.

Sehen Sei hier Airborne Mapping in Aktion, im neuen Imagefilm: http://ahm.co.at/

Frank Steinbacher im Interview „So funktioniert Hydromapping“: https://www.youtube.com/watch?v=ipElzaapb0s

Noch mehr Infos zum Projekt „Tiefenschärfe“: http://www.tiefenschaerfe-bodensee.info/

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