Ein Bericht von Hans Kurz, erschienen am 16.10.2014 auf www.inFranken.de
In Stegaurach wurde ein kommunales Energiekonzept erarbeitet. Die Gemeinde will daraus konkrete Schritte ableiten – und setzt auf die Beteiligung aller Bürger.
Nein, es soll definitiv kein Konzept für die Schublade werden. „Wir haben jetzt ein Medium an der Hand, mit dem wir etwas anfangen können“, gab sich Bürgermeister Thilo Wagner (FW-FL) nach der Vorstellung des Energiekonzeptes im Stegauracher Gemeinderat optimistisch. Er mahnte aber auch: „Wichtig ist, dass jetzt Taten folgen.“. Denn genau das hatte Matthäus Metzner (FW-FL) bemängelt. „Immer nur Worte, keine Taten“, lautete sein persönliches Fazit der bisherigen Bemühungen der Gemeinde.
Dabei haben die vielfältigen Klimaschutzaktivitäten Stegaurachs in der Vergangenheit wie Klima-Bündnis, Klimaallianz Bamberg, Sun Arena oder European Energy Award sicher Spuren hinterlassen. Zumindest haben sie die Stegauracher Bevölkerung so weit sensibilisiert, dass die Teilnahme an den diversen Arbeitsgruppen und -kreisen zur Entwicklung des Energiekonzeptes in den vergangenen Monaten recht rege waren.
Beim Energiekonzept kommt es auf Privathaushalte an
Letzteres ist auch der Hauptgrund für den Optimismus bei Bürgermeister und Gemeinderäten. Denn aus der Bestandsanalyse des Konzeptes geht klar hervor, dass die privaten Haushalte der wichtigste Faktor in der Energiebilanz der Gemeinde sind. Die Gemeinde selbst ist am Energieverbrauch lediglich mit etwa fünf Prozent beteiligt.
Bei der Straßenbeleuchtung zeigt sich jedoch ein Phänomen, das sich offenbar bis heute nicht klären ließ. Trotz der Umstellung auf Gelblicht und einer Teilabschaltung in den vergangenen Jahren ist der Stromverbrauch nicht entsprechend zurück gegangen. So ist die Straßenbeleuchtung denn auch eine der wenigen ganz konkreten Maßnahmenempfehlungen an die Gemeinde in dem rund 150 Seiten starken Energiekonzept, das in Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro Steinbacher Consult erarbeitet wurde.
28.000 Euro kostet die Erstellung des Konzeptes. Nur 7.000 Euro muss die Gemeinde Stegaurach übernehmen, den Rest gibt es als Zuschuss vom Amt für Ländliche Entwicklung (ALE). Für weitere Schritte gibt es weitere 75-Prozent-Zuschüsse. Allerdings „nicht für investive Maßnahmen“, wie Michael Neft vom ALE betonte. Zuschüsse gebe es beispielsweise für Machbarkeitsstudien oder Öffentlichkeitsarbeit.
Eine Machbarkeitsstudie würde sicher der Aufbau eines Nahwärmenetzes in Stegaurach erfordern. Denn nach Erkenntnissen aus dem Energiekonzept, die von Martin Veh von Steinbacher-Consult vorgestellt wurden, wäre ein solches Netz wohl nur in Teilbereichen des Kernortes reallistisch. Oder in Kreuzschuh.
Hier wurde bei der Erstellung des Konzeptes schon näher nachgeforscht. Zweiter Bürgermeister Bernd Fricke (Grüne) und die Gemeinderäte Ewald Burkart (FW-FL) und Manfred Hofmann (CSU) hatten bei 200 Einwohnern der Ortschaft direkt nach dem möglichen Interesse an einer Nahwärmeversorgung nachgefragt.
Da in den kommenden Jahren im Zuge der Dorferneuerung die Straßen in Kreuzschuh ohnehin aufgegraben werden, ließen sich die entsprechenden Rohre relativ günstig verlegen. Da es offenbar genügend Interessenten gibt, könnte Kreuzschuh zu einem Vorreiter und Vorzeigeprojekt werden, so Martin Veh.
Immer noch hoher Heizöl-Anteil
Überhaupt ist die Wärmeversorgung die größte Herausforderung innerhalb des Energiekonzeptes. Sie bietet aber auch die größten Potenziale – sowohl bei der Art der Energiegewinnung, als auch bei den Einsparmöglichkeiten. Laut Veh benötigt Stegaurach aktuell rund 57 Millionen Kilowattstunden (kWh) Wärmeenergie pro Jahr – pro Kopf ergibt das etwa 8.300 kWh/a, 500 kWh/a mehr als der bundesdeutsche Durchschnitt. Davon stammen bereits 26 Prozent aus Erneuerbaren Energien, rund das Dreifache des bayerischen oder deutschen Durchschnitts. Allerdings wird immer noch fast die Hälfte der Wärme aus Heizöl gewonnen.
Laut Energiekonzept könnte der Anteil Erneuerbarer Energien, vor allem mit Solartherme, auf gut 60 Prozent gesteigert werden. Noch effizienter wäre Energiesparen. Bei beidem müssen aber vor allem die Bürger mitmachen.
Beim Strom, der mit gut 18 Millionen kWh/a 22 Prozent des Stegauracher Energieverbrauchs ausmacht, wäre sogar ein Anteil von 99 Prozent aus Erneuerbaren Energien möglich, so Veh. Im Pro-Kopf-Verbrauch liegt Stegaurach hier schon mit 2.700 kWh/a weit unter dem deutschen Durchschnitt von 7.300 kWh/a. Zu verdanken ist das allerdings zum allergrößten Teil dem Fehlen von Industrie und energieintensivem Gewerbe. Verbesserungsmöglichkeiten gibt es aber auch in diesem Bereich genug. Damit die Anregungen und Erkenntnisse aus dem Energiekonzept nun auch umgesetzt werden, sollen die Gruppen, die sich gebildet haben, am Ball bleiben und Empfehlungen ausarbeiten.
(Ein Bericht von Hans Kurz, erschienen am 16.10.2014 auf www.inFranken.de)