Sonderprogramm zur Brückensanierung bis 2017
Gründlichkeit und handnahes Prüfen sind oberstes Gebot, wenn die Ingenieure für Bauwerksprüfung in echter Handarbeit mit ihren Hämmern Stück für Stück eine Brücke abklopfen, um Schadstellen im Beton aufzuspüren.
Aber abgesehen vom Klopfen mit dem Hammer, kommen natürlich auch spezielle Brückeninspektionsgeraete zum Einsatz wie das Brückenuntersichtsgerät, die Hebebühne, der Schichtdickenmesser, das Bewehrungssuchgerät und der Rissbreitenmesser. Auch elektrochemische Messungen, Infrarot-Thermografie und Laserscan-Verfahren gewinnen zunehmend an Bedeutung.
Im Juni haben Ingenieure von Steinbacher-Consult im Auftrag des Staatlichen Bauamtes Kempten turnusgemäße Bauwerkskontrollen an Brücken im Zuge der B17 und B19 im Allgäu durchgeführt. Bauwerksprüfungen nach DIN 1076 durch sachkundige, zertifizierte Brückenprüfingenieure sind Voraussetzung für die Beurteilung der Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit von Ingenieurbauwerken.
Gerade frühzeitig erkannte Mängel und Schäden lassen sich dann mit einem vergleichsweise geringen Kostenaufwand beseitigen. Weist das Bauwerk bereits komplexe Schäden auf, ist eine Sanierung oder eine grundhafte Instandsetzung unumgänglich. Insgesamt greift hier ein strenges Überwachungssystem. Neben der jährlichen Sichtprüfung sind alle drei Jahre eine Hauptprüfung bzw. eine Einfache Prüfung im Wechsel durchzuführen.
Das Staatliche Bauamt Kempten hat als sogenanntes Gebirgsbauamt eine der höchsten Bauwerksdichten in Bayern und ist unter anderem zuständig für 865 Brücken, 257 Stützbauwerke, 26 Lärmschutzwände und 4 Tunnel.
Das größte Problem bei den meisten Bauwerken ist das Alter – die meisten Brücken stammen aus den 60er und 70er Jahren. Hinzu kommt das Salz im Winter, das sich in den Beton fressen kann und der überproportional gestiegene Schwerlastverkehr, der den Brücken stark zu schaffen macht sowie auch die insgesamt gestiegene Verkehrsmenge. Die zulässigen Gesamtgewichte für LKW haben sich in den vergangenen 50 Jahren fast verdoppelt.
Für 36% der Brücken in Südbayern steht ein kurzfristiger oder unverzüglicher Sanierungsbedarf an. Weitere 34% werden in den kommenden 10 Jahren in diese Kategorie fallen. In der Vergangenheit beschränkte man sich oftmals zu sehr auf die nötigsten Unterhaltsmaßnahmen. dadurch ist ein großer Investitionsrückstand angewachsen, den es abzubauen gilt.
So macht auch die Politik einen Schritt in die richtige Richtung und setzt verstärkt auf den Erhalt der Substanz. Verkehrsminister Dobrindt hat in diesem Jahr ein Milliardenpaket geschnürt: Bis zum Jahr 2017 sollen in einem Sonderprogramm 1,06 Mrd. Euro für größere Erneuerungsvorhaben eingesetzt werden. Das sind 400 Millionen mehr als bislang geplant.
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Brückenprüfungen an der B19: Bauamt Kempten nimmt Brücken unter die Lupe